Stadtrundgang 2 - Besichtigen und mehr erfahren - Museumstour*
18 - Roter HirschRoter Hirsch
Der Rote Hirsch grün angestrichen befindet am Holzmarkt 10 und ist
Gasthaus, Restaurant und Hotel. Mit der Erwähnung im Jahre 1509 ist es das älteste
Haus hier und zugleich eines der ältesten der Stadt. Das die Straße einmal niedriger
verlief, zeigen die tiefsitzenden Fenster. Im Innern gibt es verwinkelte Flure und schiefe
Wände mit altem Gebälk.
Das auf gleicher Straßenseite stehende reichverzierte Eckhaus wurde bei der großen
Umbauphase des Platzes 1910 als "Theater-Café" errichtet. Später war es "Café
Pulver".
Nach links - nach Osten - liegt die Grietgasse. Familie Grech soll einmal Namen gebend gewesen sein,
die das Grechweydsche Fischgebiet zwischen Jena und Burgau ihr eigen nannten.
Wir überqueren die Grietgasse und folgen der Neugasse
bis zum Vor dem Neutor 1, wo sich das Phyletische Museum befindet.
19 - Phyletisches Museum*Phyletisches Museum
Das Phyletische Museum wurde 1907 von den Zoologen Ernst Haeckel - 1834 bis 1919 -
als "Museum für Abstammungslehre" gegründet.
Es zeigt die stammesgeschichtliche Entwicklung der Lebewesen bis hin zum Menschen
unter Berücksichtigung der Verwandtschaft der Organismen. Präsentiert
werden zoologische Präparate, Fossilien, originalgetreue Modelle und Schautafeln.
Ausschlaggebend für diesen Museumsbau war die Bekanntschaft zwischen Haeckel
und Charles Darwin, womit die Darwinschen Lehre der Evolution verbreitet werden
sollte.
Finanziert wurde das Projekt aus Spenden und aus Anlass des 350. Jubiläums
der Universität schenkte Haeckel es hier, womit er den Fortbestand sicherte.
Das Gebäude wurde nach Plänen des Architekten Carl Dittmann mit Beteiligung
Haeckels als dreigeschossiger Jugendstilbau mit Mansarddach errichtet. Der Eingang
besteht aus einer mit Arkaden überbauten Doppeltreppe. Den Giebel prägt
als Schmuckornament ein Lebensbaum an dem die Begriffe "Ontogenie" und "Phylogenie"
zu sehen sind. Auch an den Seitenflügeln befinden sich der Natur entlehnte
Abbildungen.
Heute ist Träger das Museums das Institut für Spezielle Zoologie und
Evolutionsbiologie der Universität Jena. Mehr als 500.000 Exponate gehören
zu den umfangreichen Sammlungen, zu der auch Originale der anatomisch-zoologischen
Sammlung unter Goethes-Leitung stammen.
Thematisch ist das Museum gegliedert, wobei der Schwerpunkt die stammesgeschichtliche
Entwicklung der Organismen im Obergeschoss anschaulich präsentiert wird.
Einen besonderen Augenmerk sollten Sie urzeitlichen Skelette - wie sie auch im Treppenhaus
zu sehen sind - und auf die Großpräparate wie den Gorilla legen.
Adresse: Vor dem Neutor 1
20 - Ernst-Haeckel-Haus*Ernst-Haeckel-Haus
Das Ernst-Haeckel-Haus in der Berggasse 7 ist heute Museum. Vom Phyletischen Museum aus
gehen Sie die Ebertstraße bergan und stoßen an deren Ende auf die Berggasse
mit dem Haeckel-Haus.
Das Ernst-Haeckel-Haus - das Wohnhaus - steht direkt am Anfang genannter Straße.
Ernst Haeckel wurde 1861 an die Universität berufen, wo er auch bis zu seinen Lebensende
1919 Dozent und Professor blieb. Von 1882 bis 1883 ließ er sich das Haus vom Architekten
Max Hosse im Stil einer zweigeschossigen römischen Villa nahe seines Zoologischen Instituts
errichten.
Kurz vor seinem Tod verkaufte Haeckel sein Wohnhaus an die Carl-Zeiss-Stiftung mit der
Festlegung im Vertrag, dass sein wissenschaftlicher Nachlass als Museum eingerichtet
wird.
Das besondere an dem 1920 eingerichteten Museum sind die ursprünglich erhaltenen
Wohnräume mit allen Mobilar, Briefen und Zeichnungen. Das Arbeitszimmer versprüht
den Eindruck als ob der Hausherr jeden Augenblick das Zimmer wieder betreten könnte.
Seit 1968 ist das Anwesen Sitz des Instituts für Geschichte und Naturwissenschaften.
Ernst Haeckel war es, der die Darwinsche Lehre innerhalb kürzester Zeit in Deutschland
populär machte.
Ein Abstecher führt zur Mineralogischen Sammlungen in die Sellierstraße.
21 - Mineralogische Sammlungen*Mineralogische Sammlungen
Die Mineralogischen Sammlungen befinden sich in der Sellierstraße 6, wo ein Museum
eingerichtet wurde. Die 1797 gegründete Sammlung ist eine der ältesten und
größten deutschen Universitätssammlungen mit ca. 80.000 Exponaten.
Gezeigt werden regionale Minerale aus dem Trias rund um Jena, Meteorite und Tektite.
Wieder einmal war Goethe der Initiator. Die Sammlung gliedert sich in Teilsammlungen
wie die Systematische Sammlung von Mineralen, in eine Regionale Sammlung, Salzsammlung,
in eine Sammlung natürlicher Gläser, in eine Exkursionssammlung, in eine
Meteoritensammlung etc.
Ein weiterer Abstecher zur Otto-Schott-Villa und Glasmuseum in die
Otto-Schott-Straße oberhalb des Westbahnhofes.
22 - Otto-Schott-Villa und Glasmuseum*Otto-Schott-Villa und Glasmuseum
1882 gründete Otto Schott sein Glastechnisches Laboratorium aus dem sich das noch
heute bestehende Jenaer Glaswerk "Schott & Genossen" entwickelte.
In der ehemaligen Schott-Villa wurde ein Museum eingerichtet.
Öffnungszeiten:
je Di - Fr. 13.00 - 18.00 Uhr
Eintritt frei
23 - SternwartenVolkssternwarte
Gleich zwei Sternwarten warten auf den Nachbargrundstücken des Schiller Gartenhaus
auf: Und zwar im Schillergäßchen 2 und 3 Universitäts- und
Urania-Volkssternwarte.
Die Universitätssternwarte mit ihrem 20 cm-Spiegel-Teleskop
wird vor allem zur Spektroskopie vom Astrophysikalischen Institut der
Friedrich-Schiller-Universität Jena genutzt. Es betreibt aber noch im Großschwabhäuser
Hain bei Großschwabhausen im Landkreis Weimarer Land seit 1962 ein 90 cm-Spiegel-Teleskop.
Als die Sternwarte viel zu klein wurde, ließ der seit 1878 neu wirkende Direktor Ernst Abbe
im neu erworbenen Nachbargrundstück neben dem Schiller Gartenhaus zwischen 1888 und 1889 eine
neue großherzogliche Sternwarte für die Universität errichten.
Architekt war Carl Ferdinand Streichhan. Als Förderer der Astronmie in Jena wurde die Sternwarte
mit modernster Zeiss-Technik ausgestattet.
Ab 1897 wird eine separate Abteilung für astronomische Geräte eingerichtet.
Heute ist von der ehemaligen Sternwarte nur noch ein zweistöckiger Zentralbau auf achteckigen
Grundriss und mittig gesetzter Kuppel erhalten. Wo einst im Osten und Westen die Meridianhäuser
standen, sind seit 1934 ein Verbindungstrakt und ein Sonnenlabor installiert worden.
Die ockerfarbige Fassade ist reichlich geschmückt. Kleine Querfenster zieren das Zwischengeschoss.
Auch im Schillergäßchen befindet sich die Volkssternwarte, ein Gebäude
mit einer 4,5 Meter großen Kuppel. Sie entstand durch die Privatinitiative von Carl Wilhelm Winkler.
Träger ist der Urania-Verein, der größtenteils aus Zeiss-Mitarbeitern besteht, die sich
als Hobby die Astronomie gemacht haben.
Die Sternwarte besitzt ein Zeiss Coudé-Refraktor mit einer Objektivöffnung von 15 cm und
einer Brennweite von 225 cm.
Vielleicht können Sie an einer öffentlichen Himmelsbeobachtung oder/und einem astronomischen
Vortrag teilnehmen.
Ein heute sehr seltenes Exemplar eines sogenannten Meridiansteins befindet sich im Garten der Sternwarte.
Er präsentiert die weltweite Astronomiegeschichte und hatte zwei wichtige Funktionen: Zum einen
diente er der Justierung der Teleskope zur Vermessung von Sternpositionen und zum anderen war er Hilfsmittel
zur Bestimmung der genauen Ortszeit, was wichtigste Aufgabe des astronomischen Instituts war.
Um diese Aufgabe realisieren zu können, musste zuerst die Himmelsrichtungen exakt ermittelt werden.
Dann wurden sogenannte Peilsteine in einiger Entfernung aufgestellt. So geschah es nach Errichtung der
ersten Sternwarte 1812 - er steht exakt im Süden in fünf Kilometer Entfernung auf dem Mönchberg.
Die Achsen Schillers Gartenhaus und Sternwarteanbau bilden wegen der Lage des Meridians einen Winkel von
102°. Dieser Winkel existiert heute noch und zwar auf dem Weg zum Steintisch in Schillers Garten.
Im Anschluss wurde mit einem exakt waagerecht in Ost-West-Richtung angeordneten Mauerquadranten die
Durchgangszeit verschiedener Gestirne durch den Meridianbogen ermittelt, dessen Ergebnis die Sternzeit
ist, aus der die Uhrzeitermittlung erfolgte. Von der Sternwarte erhielt nun die Rathausuhr ihre genaue
Zeit. Das blieb so in Jena bis 1920, als es dann mit der Funkübermittlung des gültigen
Zeitzeichens aus Nauen begann.
Als die alte Sternwarte abgerissen war und die beiden Meridianhäuser errichtet waren, hatte der
Meridianstein seine Aufgabe endgültig verloren.
24 - Schillers Gartenhaus*Schillers Gartenhaus
Das Schiller Gartenhaus befindet sich im Schillergäßchen 2. Einst als Schiller in Jena
noch wirkte, hieß das Gäßchen noch Mönchsgäßchen und besaß
mit dem Kreuztor seinen Ausgang mit der Löbdervorstadt.
Schillers Anwesen lag also vor der Stadtmauer inmitten von Gärten an der Leutra. Er hatte es
im März 1797 für 1.050 Taler von der Familie des Rechtswissenschaftlers Johann Ludwig
Schmidt (1726-1792) käuflich erworben.
Das dreistöckige schlicht verputzte Fachwerkhaus war auf den Kellern eines Vorgängerbaus
1740 erbaut worden. Schiller ließ es nach seinen Vorstellungen herrichten. Das Parterre
bewohnten seine zwei Söhne und die drei Hausangestellten, das Obergeschoss war Unterkunft seiner
Frau Charlotte und er selbst bewohnte die Mansarde - das Dachgeschoss. In einem Anbau war das Holz
untergebracht.
Schillergarten
Schiller und seine Familie verlebten im Gartenhaus die warmen Monate der Jahre 1797 bis 1999 und
den März 1801.
Nach Plänen um 1800 wurde die heutige Ansicht des Gartens nachgestaltet. Er versorgte die
Schillers mit Obst, Gemüse und Küchenkräutern. Beete und Wege wurden durch
Blumenrabatten und Ziergehölze begrenzt, die gleichmäße Flächen aufgeteilt
waren. Der Hauptweg führt vom Haus aus zu einem offenen Gartenpavillon mit Steintisch, an
dem Schiller oft mit Goethe zusammentrafen.
Von hier aus gelangt man zur Gartenzinne und zum Küchenhaus. Letzteres ließ Schiller an
der Nordwestecke seines Anwesens wegen Brandgefahr und der Gerüche erbauen. Die Gartenzinne
entstand 1798 als zweistöckiges Pavillon, der unten ein Badezimmer enthielt und oben den
Dichter als Schreibstube diente, die über eine hölzerne Freitreppe zu ereichen ist.
Im Laufe der Zeit zerfile die Zinne so sehr, dass sie 1818 abgerissen werden musste. Zwischen 1978/79
entstand nach damaligen Plänen diese Nachbildung.
Schillergarten
Im Gartenhaus hatte Friedrich Schiller eine enorme Schaffensperiode. Er schrieb hier "Der Handschuh",
"Die Kraniche des Ibykus", einen wesentlichen Anteil an seinem Gesamtwerk zu "Wallensteins Lager",
beginnt "Maria Stuart", vollendet die "Jungfrau von Orleans" ...
1799 zieht Schiller mit seiner Familie auf Goethes Wunsch nach Weimar. Grund für diese
Entscheidung sind die Aufführungen Schillers Werke am Theater.
Mit dem Umzug Schillers wurde das Gartenhaus zeitweilig vermietet bis es schließ,lich 1802 der
Professor Friedrich Justus Tribaut kaufte. Im Jahre 1810 ging das Häuschen in Staatsbesitz über
und auf Anraten Goethes läßt Großherzog Carl August an der Westseites eine Sternwarte
errichten, die mit dem Bau benachbarten Sternwarte wieder abgerissen wurde. Mit dem Abtragen erhielt
das Gartenhaus den heutigen Besuchereingang. Vorher gelangte man in das Anwesen nur über den
Garteneingang.
Die neue Sternwarte nimmt am 3. September 1813 zum Geburtstag des Großherzogs ihren Dienst auf.
Ein Direktor der Sternwarte war von 1878 für zehn Jahre Ernst Abbe, der in dieser Zeit ins
Schillers Gartenhaus einzog und die zweigeschossige Glasveranda noch anbauen ließ.
Es kam in den Besitz der Universität, die es 1924 als Museum öffnete. Den 2. Weltkrieg
überstand Schillers Gartenhaus ohne bombenschäden, aber mit Beschädigungen und
Verwüstungen, konnte aber 1949 wieder öffnen. In den Jahren 1988 und 1989 wurde der
Originalzustand der Raumgliederung wieder hergestellt und der Nutzung als Gedenkstätte
zugeführt. Im Parterre wird an das Wirken Schillers an der Philosophischen Fakultät
erinnert. In den oberen beiden Stockwerken sind originalgetreu nachgebildete Möbel sehenswert,
die einen Einblick jener Zeit vermitteln, in der der Dichter lebte und wirkte.
25 - TheaterhausTheaterhaus vom JenTower aus
Das Theaterhaus steht im Schillergässchen 1. In Jena gab es nur Auftritte fahrender Schauspieler
im Saal des "Gelben Engel".
Durch das Sommertheater durch Kommerzienrat und Besitzer der Jenaer Rosenbrauerei Karl Köhler
wurde Jena Theaterstadt. Der erste Auftritt fand im Liebhabertheater, das den Namen "Kunstscheune"
erhielt, 1873 statt. Es gab das Weimarer Hoftheater Gastspiele, bevor nach dem 1. Weltkrieg die
Kultur entdeckt wurde.
1921/22 wurde durch die Stadt und den Kunstverein mit die Neugestaltung des Hauses im Bauhausstil
Walter Gropius beauftragt. Es entstand ein Haus in kubisches Form mit lichtdurchfluteten Foyer.
Bis zu seinem Abriss 1987 war es ein Gründungsbau der Moderne. Heute steht nur noch das
Bühnenhaus. Ein Theaterensemble machte 1991 die Hinterbühne zu einem neuen Spielort.
250 Zuschauer haben Platz, die bis zu 220 Vorstellungen jährlich besuchen.
Seit 1992 gibt es alljährlich 7 Wochen lang die "Kulturarena Jena", bei dem ein buntes
Programm aller musikalischer Genres geboten wird.
26 - EngelplatzEngelplatz - Hauptpost
Im 17. Jahrhundert war der Engelplatz noch als Bettelplatz bekannt, wurde doch später das
Gasthaus "Zum Gelben Engel" namengebend.
Hier am Theatervorplatz stand es einst auf dem Areal des Klosters Zum Heiligen Kreuz,
das 1414 vom Karmeliterorden im ehemaligen Hospital "Zu allen Heiligen" vor der Stadtmauer gegründet
wurde. Die Spitalkapelle, die es bereits gab, wurde Klosterkirche.
Es besaß weniger Reichtum als die beiden anderen Klöster der Stadt. Trotz alledem hatten
die Mönche das Gelübde der Besitzlosigkeit vergessen und einigen Reichtum angehäuft.
1525 zerstörte der Zorn der Bauern fast das ganze Kloster, verjagte die Mönche und der
Klosterschatz fiel der Stadt zu.
In den Hintergebäuden des Klosters wurde 1545 eine Druckerei mit vier Pressen eingerichtet.
1555 wurde die erste Jenaer Ausgabe von Luthers Werken in acht deutschen und vier lateinischen
Bänden gedruckt. Sie zählen heute zu den bedeutendsten Schätzen der Buchdruckerkunst.
Weitere Gebäudeteile des Klosters und der Vorstadt wurden im 30-jährigen Krieg abgerissen.
Abbruchmaterial wurde als Barrikade zwischen Johannistor und Roten Turm und für die Reparatur
der Camsdorfer Brücke verwendet. In den Rest der Gebäude entstand die Schankwirtschaft
"Gelber Engel".
Vom Kloster sind noch Reste der Sakristei und des Kapitelsaals am Theatervorplatz erhalten geblieben.
Ende des 19. Jahrhunderts wurden Gebäude zwischen Engelplatz und Teichgrabengraben abgerissen.
Es entstand die Schillerstraße, dessen Namen sie erhielt, wegen der 100. Wiederkehr der
Antrittsvorlesung Friedrich Schillers am 26. Mai 1889. Zwischen 1900-02 entstand das Hauptpostamt.
Wir gehen von der Hauptpost in Richtung Osten an die Ecke Grietgasse/Neugasse/Engelplatz/Holzmarkt,
wo wir in Richtung Holzmarkt unseren Ausgangspunkt unseres Stadtrundgangs wieder erreichen.