Jena - Sehenswürdigkeiten: Vom Löbdertor bis Alter Friedhof
Sehenswürdigkeiten in Jena - Stadtrundgang 3
Löbdertor - Anatomieturm - ehemaliges Zeiss-Hauptwerk - Volkshaus -
Deutsches Optisches Museum - Ernst-Abbe-Denkmal - Johannisplatz - Johannistor -
Haus auf der Mauer - Pulverturm - St. Johannes Baptist - Friedenskirche - Historischer
Friedhof
Stadtrundgang 3 - Besichtigen und mehr erfahren
26 - LöbdertorLöbdertor - von Goethe 1810 gezeichnet
Durch das Löbdertor führte die Straße nach Lobeda, deshalb sein Name. Heute steht an
dessen Stelle ein Bronzemodell und seine einstige Lage können Sie an den groben Pflastersteinen
erkennen.
Als "valva Lobdensis" wird es 1319 bezeichnet. Das Stadttor bestand aus einem Vor- und Haupttor mit
dreistöckigen Viereckturm zwischen denen Handwerkerhäuser mit ihren Werkstätten standen.
Im Turm des Haupttores war das Gefängnis untergebracht, das Vortor errichtete man 1431 und befand
sich gegenüber dem Gasthof "Zum halben Mond".
In die Vorstadt gelangte man uuml;ber eine Brücke, die ein reicher Mann aus BUße für seinen
Ehebruch einst erbauen ließ. Im Westteil der Brücke wurde nach seinem Tod sein Kopf ausgestellt,
der später durch einen steinernen ausgetauscht wurde. Deshalb vielleicht auch bei den sieben Wundern
von Jena "caput" für Kopf.
1819 wurde auf Geheiß Goethes das Löbdertor vom Baumeister Timler abgebrochen und der Graben
zugeschüttet. Das Areal des Tores wurde dem Holzmarkt angegliedert. Eine Zeichnung Goethes hat das
Aussehen des Löbdertores verewigt.
27 - Anatomieturm
Der Anatomieturm entstand in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und war der südwestliche
Eckturm der mittelalterlichen Stadtmauer. Im Innern dieser stand das Kloster und seine Klostergärten.
Um 1750 wurde das Rolfincksche Theatrum anatomicum durch einen neuen Bau ersetzt. Auf dem Turm kam ein
Aufbau mit hohen Fenstern und einen steilem Dach. Um einen Seziertisch herum war ein halbkreisförmiges
Auditorium angeordnet, das 60 Zuhörern Platz bot.
Justus Christian Loder (1753 - 1832) erhielt 1777 einen Lehrstuhl und entwickelte die Anatomie.
Unter ihm wurde der Turm erneut umgebaut. Es entstanden zwei Stockwerke in achteckiger Form. Oben war der
Präparationsraum, darunter der Sektionssaal und darunter im Untergeschoss der mit Eis befüllbare
Leichenkeller.
Mit Loder hatte die Jenaer Universität den Deutschlands bedeutendsten Anatom, Gerichtsmediziner,
Augenarzt, Physiologen und Geburtshelfer. Zwischen den Jahren 1794 und 1803 entstanden die sogenannten
"Anatomischen Tafeln ...", die damals die bedeutendste systematische und zugleich vollständige
Sammlung von Abbildungen des menschlichen Körpers darstellten. Auf Anregung Goethes legte Loder in
seiner 25-jährigen Lehrtätigkeit in Jena eine anatomische Sammlung mit mehr als 4.000 Objekten
an.
Unter Loder hatte sich Goethe anatomisches Wissen angeeignet und am 27. März 1784 entdeckte er unter
dessen Leitung den Zwischenkieferknochen erneut, den bereits Claudius Galen (129 - 201) bereits
erwähnte. Mit diesem Fund konnte die These der Weiterentwicklung vom Tier zum Mensch bestärkt
werden.
Heute gilt die Anatomische Sammlung in Hinsicht der Geschichte der Medizin und Kultur zu den wertvollsten
Sammlungen der Universität. Sie können sie unter Voranmeldung besuchen. Zu sehen sind Zeitzeugnisse
medizinischer Ausbildung, der Wandel der Modellherstellung sowie die Entwicklung der Präparationstechnik.
Kulturgeschichlich wird diese Sammlung durch die Zwischenkiefer-Präparate, an denen auch Goethe anatomische
Studien durchführte, aufgewertet.
In die freigewordenen Räumen der Bibliothek zog 1958 die Anatomie ein. Zwei Jahre später wurde der
Aufbau am Anatomieturm abgerissen. Heute ist die Anatomie wieder am Teichgraben und verdeckt das zweischiffige
Refektorium der Dominikanermönche in seinem Inneren.
Warum heißt der Teichgraben so? Zur Zeit der Klosteranlage hatten die Dominikaner drei Fischteiche auf
dem heutigen Niveau der Fahrbahn angelegt, die von einem Arm der Leutra mit Frischwasser gespeist wurden.
28 - Ehemaliges Zeiss-HauptwerkEhemaliges Zeiss-Hauptwerk vom Jentower
Das ehemalige Zeiss-Hauptwerk ist heute das Karree, das aus dem Hotel Esplanade, dem Jenoptik-Hochhaus,
der Goethe-Galerie, dem Ernst-Abbe-Platz und dem Bau 59 besteht.
Das genannte Areal war bis 1991 das Hauptwerk - der Hauptproduktionsstandort von Carl Zeiss Jena.
1880 wurde auf dem Gelände des Hauptwerkes wegen der Zunahme der Mitarbeiterzahl und der Unterteilung
in verschiedene Fertigungsabteilungen mit dem Bau einer neuen Produktionsstätte begonnen.
Ab 1906 beginnen Arbeiten unter Verwendung damals modernster Baustoffe wie Stahl und Beton. Die Firma
Dyckerhoff & Widmann errichten die ersten mehrgeschossigen Stahlbetonskelettbauten in Deutschland. Die
großen Fensterflächen und Türen sind vom Jugendstil beeinflusst.
Das Zeißsche Wohnhaus wurde abgerissen und das von Abbe verschwindet auch bis 1911. Abbes Wohnhaus
steht heute in Lichtenhain. Bis 1936 erreicht das Hauptwerk in seiner Ausdehnung das heutige Karree. Nur
das Chemische Institut - heute Bau 59 - fehlten noch.
Ab 1992 wurde umgebaut. Es entstand das Hotel Esplanade, die Goethe-Galerie, der Universitäts-Campus,
weitere Büro- und Verkaufsflächen. Somit konnten 65 Prozent der alten denkmalgeschützten
Bausubstanz erhalten bleiben.
Das Hotel Esplanade ist der Südwestflügel des Hauptwerkes und wurde 1996 - nach Abriss- und
Umbauarbeiten - errichtet. Als 4-Sterne-Hotel konzipiert, besitzt es ein Restaurant, zahlreiche Tagungs-,
Seminar- und Banketträume sowie einen Wellnessbereich. Es fügt sich in die kreisförmige
Kuppel des Einkaufskomplexes ein, besitzt gläserne Fahrstühle, ein Glasdach und der denkmalgeschützte
Eckturm von Bau 12 auf dem ehemaligen Grund von Abbe, konnte in den Neubau mit integriert werden.
Das "Ernst-Abbe-Hochhaus" erhebt sich links davon. Früher Bau 36 und heute die Zentrale
der Jenoptik AG. 1920 von dem Düsseldorfer Architekten Emil Fahrenkamp entworfen, wurde allerdings ein
anderer Bau von Georg Steinmetz und Hans Hertlein errichtet. Erster Bau sollte 80 Meter hoch und somit
das höchste Gebäude Europas werden, kam es dann aber zur zweiten Ausführung mit einem
Gebäude von 15 Stockwerken und einer Höhe von nur 66 Metern.
Den Haupteingang ziert eine Plastik von Joseph Wackerle mit dem Spruch "Durch Nacht zum Licht", die von
den Tierkreiszeichen und den vier Elementen Feuer, Wasser, Feuer, Left flankiert wird.
Die Goethe-Galerie - einst Ernst-Abbe-Straße - ist heute die Goethestraße
und befindet sich zwischen Hotel Esplanade und Ernst-Abbe-Hochhaus.
Ehemaliges Zeiss-Hauptwerk - Bau 59
Etwas verwirrend, aber korrekt. Dabei handelt es sich um ein 200 Meter langes mit einer Stahl-Glas-Konstruktion
überdachtes Einkaufszentrum mit etwa 70 Geschäften, Cafés und Büroflächen.
Die gesamte linke Seite der Einkaufsmeile besteht aus alter Bausubstanz - aus den Bau 10/11. Im Bereich
des Hotels erweitert sich die Dachkontruktion zu einer Kuppel unter der das technische Denkmal eines
Zeiss-Planetariumsprojektors vom Typ "Cosmorama" erhebt, der letzte aus DDR-Produkt, der zwischen 1985-95
im Zeiss-Planetarium diente.
Von der Goethe-Galerie führt ein Gang zum Ernst-Abbe-Platz. Es war einst der Innenhof
des Hauptwerkes. Heute ist es der moderne Campus mit Mensa, mit Hörsälen, mit Bibliothek und
Instituten. Seit dem Umbau gibt es hier eine Straßenbahnlinie. Auf Bau 10 erhebt sich eine Astrokuppel,
die zur Komplettierung und Justierung der astronomischen Fernrohre Verwendung fand.
Das Haus linker Hand der Straßenbahndurchfahrt war einst Bau 15. Es ist mit seinen
elf Geschossen und einer Höhe von 42 Metern das älteste Stahlbeton-Hochhaus Deutschlands. Der
Architekt Friedrich Pützer wollte einst hier ein 102 Meter hohes Gebäude nach amerikanischen
Bauten der Chicagoer Schule errichten. Wegen Angst es könnte einstürze, wurde nur ein Drittel
genehmigt. Auf dem Dach wurden Anlagen kriegswichtiger Entfernungsmesser getestet, im Krieg beschädigt
und wieder aufgebaut. Die unteren Säle und Räume wurden zu DDR-Zeiten als Küche und Speisesaal
verwendet. Heute gibt es Gaststätten, Appartments und Büros.
Bau 59 befindet sich gleich daneben. Es war das Forschungshohhaus des Zeiss-Werkes, es misst
62 Meter und besitzt 16 Etagen. Die Architektengruppe von Hans Schlag machte den Entwurf, und zwischen 1992-93
erhielt das Gebäude von den Architekten Rödl & Braschel sein heutiges Aussehen mit Fassadenausschnitt,
gläsernen Eckturm und Dachkrone.
29 - VolkshausVolkshaus
Wieder zurück zu Schillers Gartenhaus und an der Hauptpost vorbei führt uns
der Weg zum Carl-Zeiß-Platz.
Das Volkshaus - Kulturhaus - befindet sich auf dem Carl-Zeiß-Platz 15. Ernst Abbe
ließ es 1901 durch den Leipziger Architekten Arwed Roßbach aus Mitteln der
Carl-Zeiss-Stiftung als freie Bildungungsstätte für seine Arbeiter errichten.
Der Bauplatz lag direkt gegenüber des Zeiss-Werkes und des Wohnhauses Ernst Abbes.
Auch das Diederichs Verlagsgebäude stand hier - beide mussten dem heutigen hier
stehenden Hotels weichen.
Anmerkung: Der Verleger Eugen Diederich und Siegfried Czapski waren
Mitbegleiter Ernst Abbes.
1903 war es fertiggestellt und sein Name sollte Programm sein: Haus des Volkes. Es besteht
aus einem großen Saal und vielen kleinen, die als Veranstaltungsorte, als Probenräume
der Jenaer Philharmonie und den Hauptbestand der Jenaer Stadtbücherei - die Ernst-Abbe-Bibliothek -
heute beherbergt.
Im Großen Saal finden 800 Besucher Platz. Er ist das Prunkstück und heute der
wichtigste Fest-, Konzert- und Versammlungsort in Jena. Im Jahre 1906 wurde die große
Orgel geweiht, an der Max Reger (1873-1916) zu erleben war. Er verbrachte in der Stadt seine
letzten Lebensjahre und war oft als Organist im Hause tätig.
Im Volkshaus gastierten berühmte Orchester wie das aus Leipzig, Meinigen, Weimar, die
"Dresdner Staatsoper", die Berliner Philharmoniker unter Kurt Furtwängler. Wegen der
anstehenden 700-Jahrfeier bekam Jena 1934 ein eigenes Sinfonieorchester, dass einst aus dem
"Collegium musicum Jenense" der Universität hervorging. 1969 wurde es in den Status
einer Philharmonie erhoben und ist 85 Musikern der größte Klangkörper des
Freistaates Thüringen. Heute hat es 85 Musiker.
1987 wurde die Max-Reger-Orgel durch eine neue Orgel ersetzt.
30 - Deutsches Optisches Museum*Deutsches Optisches Museum
Das Deutsche Optische Museum befindet sich am Carl-Zeiß-Platz 12. Es ist ein imposantes
Bauwerk aus den Jahren 1923-24. Das Gebäude ist eigentlich für einen anderen Zweck
errichtet worden. Es sollte die 1917 gegründete "Staatliche Optikerschule zu Jena"
aufnehmen.
4.500 Studenten aus dem In- und Ausland absolvierten hier ihr Studium bis die Augenoptikerschule
1997 ihren Standort nach Göschwitz wechselte. Sie trägt den Namen des langjährigen
Direktors Hermann Pistor (1875-1951).
Errichtet aus Fördermitteln der Carl-Zeiss-Stiftung von den Architekten Johannes Schreiter
und Hans Schlag. der aus Arkadensäulen bestehende Eingangsbereich soll ein großes
stilisiertes Auge als Allegorie darstellen, was die Nutzung des Hauses zum Ausdruck bringen
soll.
Den Grundstein der Sammlung optischer Instrumente bildete die Idee von Zeiss-Mitarbeitern, die
um 1900 damit anfingen und seit dem systematisch erweitert wurde.
Das Optische Museum - heute das Deutsche Optische Museum - wurde 1922 von der Carl-Zeiss-Stiftung
gegründet. 1924 erfolgte der Umzug in die Augenoptikerschule. Während des Krieges wurden
die Exponate in unterirdischen Stollen eingelagert, aber wegen der schlechten Lagerbedingungen mussten
sie ab 1946 in jahrelanger Arbeit restauriert werden.
1965 öffnete das Museum im Griesbachschen Gartenhaus, der wenige Platz veranlasste 1977 wieder
zum Umzug zum Carl-Zeiß-Platz 12. Ein weiteres Highlight ist im Museum zu besichtigen: Und zwar
zum 100. Geburtstag von Carl Zeiß wurde eine historische Zeiss-Werkstatt eingerichtet, die
Aufschluss gibt, wie Herr Zeiß in der Mitte des 19. Jahrhunderts optische Geräte fertigte.
Die Ausstellungsfläche ersteckt sich auf mehrere Stockwerke. Präsentiert werden die
Entwicklungsgeschichte optischer Instrumente, die Geschichte der Mikroskope und Fernrohre, ein
Raum befasst sich mit der Entwicklung der Planetariumstechnik, eine Abteilung zeigt die Entwicklung
der Brillen und anderer Sehhilfen. Bemerkenswert sind die über 12.000 Objekte der feinmechanisch-optischen
Sammlung.
Unbedingt ansehen - das Deutsche Optische Museum Jena ist das einziger dieser Art.
31 - Ernst-Abbe-DenkmalErnst-Abbe-Denkmal
Im Zentrum des Carl-Zeiß-Platzes erhebt sich ein an ein Mausoleum erinnerndes Denkmal, das zu Ehren
des am 14. Januar 1905 verstorbenen Physikers Ernst Abbe errichtet wurde.
Die Jenaer Bevölkerung wollte eigentlich ein würdigeres Monument für seinen Sohn der
Stadt haben. Der Bau wurde hauptsächlich aus Spenden finanziert und es dauerte vier lange Jahre
bis sich die Denkmalkommission für das noch heute zu bewundernde Bauwerk entschied.
Der Belgier Henry van der Velde (1863- 1957) konnte sich mit seinem Entwurf eines achteckigen und nach
vier Seiten offenen Tempel durchsetzen. Der Boden ist mit Intarsien ausgelegt, die Mitte ziert eine
Marmorsäule mit dem nach der Totenmaske von Max Klinger (1857-1920) angearbeiteten Kopfes. Das
Dach besteht aus einer flachen Lichtkuppel.
Vier Bronze-Reliefplatten, die auch ein Belgier Constantin Meunier (1831-1905) fertigt hatte, und
für ein Arbeiter-Denkmal in Brüssel bestimmt waren, konnten in das Abbe-Denkmal integriert
werden. Das Ernst-Abbe-Denkmal konnte endlich am 29. Juli 1911 eingeweiht werden.
Die vier Bronzetüren, die das Denkmal verschlossen, wurden wahrscheinlich im 1. Weltkrieg
eingeschmolzen, 1999 wieder eingesetzt und sind aber heute wegen Graffitischmierereien meist
zugesperrt.
Der Johannisplatz schließt sich nach Norden hin dem Leutragraben an.
32 - Johannisplatz
Am Platz laufen die Wagnergasse, die Bachstraße, die Krautgasse aus der Johannisvorstadt zusammen.
Durch das Johannistor kommt noch die Johannisstraße dazu.
Auf dem alten Leutra - auch Liutraha genannt - liegt das Areal. Das Viertel und Jena sind in der Urkunde
des Hersfelder Klosters bereits erwähnt.
Kornmarkt trug der Johannisplatz einst als Name, denn hier wurde mit Getreide gehandelt. Der Johannisplatz
diente auch als Gesrichtsstatt, denn auf dem Platz stand der Schnellgalgen. Als 1764 der Platz geflastert
wurde, weigerten sich die Arbeiter diese Stelle - die als unehrlich galt - miteinzubeziehen, weshalb
erst eine feierliche Zeremonie stattfand, um diese Stelle zu weihen. Dann konnte auch sie geflastert
werden.
33 - Johannistor
Das Johannistor ist das letzte erhaltene Stadttor von Jena. Früher war es ein Doppeltor, aber das
fordere mit einem Pforte wurde 1780 abgebrochen. Seit 1675 befand sich zwischen beiden Toren das
städtische Backhaus.
Das erhaltene Johannistor ist fast 30 Meter hoch und wurde nach verlorener Inschrift 1304 aufgerichtet.
Der Torturm ist fast quadratisch, besitzt 5 Stockwerke und hat als oberen Abschluss einen acht Meter
hohen Spitzkegel. Dieser hatte auch eine bestimmte Funktion, denn an ihm konnten sich die Verteidiger
anlehnen und hatten so immer den Rücken frei. Einst war der Dachumgang mit Zinnen bestückt.
Die vier Wasserspeier an jeder Ecke, die im Volksmund als Affenköpfe bezeichnet werden, sind als
Dämonen gestaltet und sollten so Unheil von der Stadt abwenden.
Der kleine Aussichtserker wurde im 15. Jahrhundert als gotisches Gewölbe und Maß,werk gefertigt,
über dem sich noch ein Baldachin mit Schieferdach befindet. Von ihm konnte die Stadtwache schon
lange sehen, wär sich vom Westen her denm Tore näherte. Im Volksmund wurde er Käsekorb
bezeichnet, was in hiesiger Mundart soviel wie tratschen oder Gerüchte verbreiten bedeutet.
Einst hatte im 17. Jahrhundert der Weinausrufer im Turm seine Wohnung.
Im Graben vor den Toren wuschen die Waschfrauen die Wäsche.
Wer bis zum Haupttor vorgedrungen war, musste nun noch das an Ketten befestigte, große Fallgatter
und das schwere Holztor passieren und konnten nun den großen, gotischen den gesamten Erdgeschoss
ausfüllende Torbogen durchqueren.
Wen es interessiert, kann heute noch die Führungssteine und die Öffnungen für den Kettenlauf
an der Westfassade sehen, ebenso die Lochsteine für die Angeln der Torflügel.
Der Torraum besitzt ein Kreuzgewölbe, das in einer quadratischen Öffnung endet. Durch diese
konnte man mit der Torbesatzung Kontakt aufnehmen oder Feinde mit Pech begießen.
Sechs Lichtscharten befinden sich auf der Stadtseite, bei dessen oberen Paar mittig ein sogenannter
Konsolstein hervorragt. Auf diesen könnte eine Skulptur von Johannes den Täufer gestanden
haben - des Namensgebers des Tores. Die vier Kragsteine oberhalb des Tores trugen im Mittelalter die
Balken des Wehrganges, der sich beiderseits des Tores fortsetzte. Ein Zugang zum Tor lag in 7 Meter
Höhe, er war nur über den Wehrgang erreichbar.
Bei einer öffentlichen Stadtführung sind Tor und Wehrgang, die 1986 aus Anlass der
750-Jahrfeier Jenas rekonstruiert wurden, begeh-/erreichbar.
34 - Haus auf der Mauer
Das Haus auf der Mauer ist ein verwinkeltes Haus mit Vorder- und Hinterbau und zwei Seitenflügeln.
Es wurde direkt auf die Mauer gebaut und in den 1990er Jahren umfangreich saniert. Ab 1999 nutzt man es
als Kulturstätte.
35 - Pulverturm
Der Pulverturm trägt zurecht seinen Namen, denn seit Beginn des 16. Jahrhundert wurde in ihm Pulver
gelagert. Erbaut im 13./14. Jahrhundert. Ihm wurde im 15. Jahrhundert die Bastion noch vorgelagert. Der
erhebt sich auf der nordwestlichen Seite der Stadtmauer auf etwa gleichem Niveau wie das Johannistor.
Wegen seiner Lage musste ein besonders verstärkter Turm sein, der 23 Meter hoch ist. Er befindet
sich 6,5 Meter tief in der Erde und besitzt ein Gewölbe mit einem sogenannten Angstloch und ein
Verließ. Durch das Loch wurden die Übeltäter ins Verließ mit einem Seil hinunter
gelassen. Wer nicht wiederkehrte, verfaulte in dem Karzer und vielleicht deshalb wird das Areal zwischen
Pulverturm und Johannistor auch als "Faulloch" bezeichnet.
Der Pulverturm ist 1,20 bis 1,45 Meter dick und besteht aus vier Stockwerken. Nur wenige Lichtschlitze
gibt es. Die Turmspitze ist umgeben von einem Zinnenkranz mit Umgang. Ein Bogenfries dient nicht nur
statischen Zwecken, sondern sollte auch als Schmuckelement dienen. Ein Steinkegel erhebt sich in der Mitte
der Plattform, der wiederum von Kreuzblume bekrönt wird.
Der einzige Zugang zum Turm - ein spitzbogiges Tor - führte über den Wehrgang, besaß eine
Holztür und wurde mit Balken geschlossen. Der der Tür befindet sich am Zinnenkranz eine sogenannte
Pechnase, ein Ausgusserker, über das heißes Wasser oder Pech abgelassen wurde.
Die Treppenanlage kam erst 1836 hinzu.
Um den Pulverturm verlief die Stadtmauer, die 1430 zu einem mächtigen Bollwerk mit Kanonenbastionen
ausgebaut wurde. Erde wurde aufgeschüttet, um Raum für eine Befestigung zu schaffen, wenn der
Feind eingedrungen war. Hier wurden auch die Kessel für heißes Wasser oder Pech über
Feuerstellen aufgestellt. Über sogenannte Fallschächte an den Zinnen wurden die heißen
Flüssigkeiten auf die Angreifer gegossen.
36 - Stadtbefestigung
Hier nun einiges Wissenswertes über die Jenaer Stadtbefestigung im Mittelalter. Alte Stiche zeigen
Jena immer als gut befestigte mittelalterliche Stadt mit einigen Türmen, hohen Bergen, Burgen und
Weinberge.
Die letzte zusammenhängende innere Stadtbefestigung befindet sich zwischen Johannistor und Pulverturm.
Kurz nachdem Jena Stadt wurde, begann man im 13. Jahrhundert mit dessen Ausbau. Jena lag einst an der alten
Handelsstraße von Erfurt über Altenburg nach Meißen.
Selbst heute erkennt man noch den Aufbau einer planmäßigen Stadtanlage anhand der Rechteckform
von Stadtmauer und Marktplatz. Wenn man sich genau das Straßennetz ansieht, verläuft das auch
gitternetzartig. Im 13. Jahrhundert war die Stadtbefestigung weitgehend fertiggestellt.
Die Daten im Einzelnen:
Es gab die vier ecktürme: Anatomie-, Pulver-, Schloss- und Roter Turm. Die Stadtmauer war 1800 Meter
lang und hatte die Form eines Quadrates in dem Verhältnis 500x400 Meter, war zudem 12 Meter hoch und
2 Meter dick. Der davor verlaufende Graben war 8 Meter breit und sechs meter tief. In ihm wurde das Wasser
der Leutra geleitet. In der Befestigung gab es drei Tore (Löbdertor [Süden], Johannistor [Westen]
und Saaltor [Osten]) und die Zwätzener Pforte auf der Nordseite.
Tagsüber waren diese Einlässe bewacht und nachts verschlossen. Kam man zu spät, war zu und
man musste bis zum nächsten Morgen warten. Die vier Torwächten hatten die Schlüssel - in
Kriegszeiten der Bürgermeister. Die Wächter waren Handwerker wie Schuster, die aus Lichtverhältnissen
am Fenster arbeiteten und somit alles sehen und somit rechtzeitig reagieren konnten.
30.000 Kubikmeter Steine wurden für die Mauer gebraucht, die im Pennickental einst gebrochen wurden.
Wer als Arbeiter der Bevölkerung geabeitet hatte, war lebenslang von der Grundsteuer befreit.
Etwas mehr als 100 Jahre vergingen, da reichte gegenüber durchschlagskräftiger Feuerwaffen
die Befestigung nicht mehr aus. Zudem gab es Spannungen zwischen den Mächtigen, so das manche Stadt
diesen Fehden zum Opfer fiel. Auch wurde Europa von den Hussitten heimgesucht. Dies machte es erforderlich,
den Befestigungsring zu verstärken.
Eine der Verstärkungen war die Errichtung von Vortoren. Die Dörfer Nollendorf im Norden, Hodelsdorf
im Osten, Zweifelbach im Süden und Leutra, Krotendorf und Schetzelsdorf im Westen wurden in die
Sicherheitsmaßnahmen einbezogen. Dazu wurden sie ihres Namen beraubt und zu den Vorstädten
Zwätzen-, Saal-, Löbder- und Johannisvorstand. Es entstand nun zu deren Schutz ein äußerer
Ring bestehend aus Gräben, Toren und Vortoren. Im Norden entstand das Zwätzener oder Hammerstor
am Ende der Zwätzengasse; im Osten wurde das Brückentor errichtet sowie der Brückenkopf und
das Saaleufer befestigt - als Landweste bekannt; im Süden entstand das Kreuztor - auch Engelsgatter
genannt - beim Karmeliterkloster am Engelplatz und das Neutor - 1784 abgerissen - am Ende der Neugasse
und im Westen das Erfurter Tor - 1668 gesprengt - an der Wagnergasse und das Ziegeltor bei der
Ziegelmühle.
Es entstanden in diesem äußeren Ring Heimwerkersiedlungen und Märkte wie den Kornmarkt -
heute Anger, Johannisplatz (siehe Johannisplatz), Fischergasse, Gerbergasse, Holzmarkt und in der
Wagnergasse.
Vom äußeren Ring existiert heute nichts mehr. Nur noch Straßen- und Flurnamen deuten
noch auf diese Zeit hin. Um 1784 begann der Abbruch der inneren Mauer. In Richtung Norden ist alles
verschwunden, einschließlich der Zwätzener Pforte. Die Gräben wurden zwischen 1785 und
1786 zugeschüttet.
37 - Krautgasse
Am Anfang der Krautgasse steht eine Bronzeplastik - "Ergo bibamus" = "Also lasset uns trinken", die Freimut
Drewello geschaffen hat. Sie entstand zur Erinnerung an das von Goethe 1810 gedichtete Lied, das heute unter
Studenten noch sehr beliebt ist.
Der Name der Gasse wird von den hier einst vorhandenen Gemüsegärten abgeleitet, die von einem Arm
der Leutra mit Wasser versorgt wurden.
38 - Wagnergasse
Am Anfang der Wagnergasse steht ein kleiner Pavillon, der einst als öffentliches Pissoir genutzt wurde.
Heute befindet sich hier das "Café Achteck", wo Kaffee serviert wird.
Früher war die Wagnergasse Hauptstraße in Richtung Weimar und deshalb auch Handwerkerviertel der
Wagenschmiede. Es folgte eine Straßenbahnlinie und heute ist sie die Kneipenmeile der Stadt und besonders
bei Student(inn)en beliebt.
39 - St. Johannes Baptist
war eine kleine Kirche des Dorfes Leutra. Sie entstand einst aus einer Missionskapelle aus dem 10. Jahrhundert
und ist die älteste Kirche der Stadt. 937 war sie der Sitz der Urpfarrei Jenas. Nach der Reformation wurde
sie selbstständige Pfarrkirche der Johannisvorstand. Trotz ihres weit vorangegangenen Zerfalls wurde sie
von 1596 bis 1735 als Tauf- und Begräbniskirche eingesetzt. Die Kirche war bis Ende des 17. Jahrhunderts
soweit verfallen, dass statt einer Erneuerung die Garnisonskirche - Johann-Georgs-Kirche - errichtet wurde.
Mit der französischen Besatzung Anfang des 19. Jahrhunderts
40 - Friedenskirche
Die Friedenskirche auf dem historischen Johannisfriedhof - auch "Gottesackerkirche" - ist die jüngste
Kirche der Jenaer Kirchen. Erbaut als Ersatz für die Johanniskirche in der Zeit des jenaer Herzogtums
errichtet. Der Baubeginn war 1686. Der kurfürstlich-sächsische Landbaumeister Johann Heinrich
Gengenbach aus Zeitz entwarf die Pläne für den sakralen Barockbau. Ausgeführt wurden sie
unter dem Bauleiter Johannes Mützel - zeitweise leitete auch Erhard Weigel das Bauvorhaben.
1693 geweiht, erhielt sie den Namen nach dem neuen Regenten in Eisenach "Johann-Georgs-Kirche". Bemerkenswert
im Innenraum der kirche sind die vielen Epitaphe - Grabinschriften bzw. Grabdenkmäler aus dieser Zeit.
Als sich die Garnisonsgemeinde in Jena bildete, erhielt sie 1743 die Kirche und seit dieser Zeit nannte sie
sich Garnisionskirche. Es kam im Innenraum zu zahlreichen Umgestaltungen, so wurde die Kanzel verändert
und das Gestühl ausgetauscht.
Im 2. Weltkrieg erhielt die Kirche nur geringe Beschädigungen, weshalb in der Nachkriegszeit intensiv
von der Stadtkirchgemeinde genutzt wurde. 1946 erhielt sie ihren heutigen Namen.
Die Friedenskirche besteht aus einem fünfachsigem Langhaus und einen fünfseitigen Chor, deren
oberen Abschluss aus einem Tonnengewölbe besteht. Als Baumaterial diente einheimischer Kalkstein.
Dem achteckigen Turm wurde 1702 eine sogenannte Schweifkuppel aufgesetzt. Kurios ist sein Standort - anders
als üblich, erhebt er sich auf der Ostseite des Langschiffes, das sich selbst zum Chor hin in einem
weiten Bogen öffnet. Beidseits des Langschiffes gibt es zwei Seitenschiffen, deren Emporen von
Holzsäulen mit reichverzierten Postamenten getragen werden.
Die Ausstattung der Kirche wurde von verschiedenen Künstlern getragen. So stammt die Orgel vom Orgelbauer
Voigt aus Uhlstädt, die Chorfenster wurden von Fritz Körner gestaltet und der Kanzelaltar ist ein
Objekt von 1835.
13 Epitaphe mit Engelchen, Schnitzereien und figürlichen Allegorien - bildliche Darstellungen sachlicher
Dinge - säumen die Kirchenraumwände.
41 - Historischer Friedhof
Zum Historischen Friedhof kommen Sie nach Überquerung der Bundesstraße B7. Der Zugang liegt auf
dem Philosophenweg. Beim Bau der genannten Straße 1938 wurde der Friedhofsteil von der Kirche abgetrennt.
Es folgte eine Verlegung bedeutender Grab- und Denkmale auf das heutige Gelände.
Der Alte Friedhof - wie er heute auch genannt wird - erfolgte seine erste Nennung 1307 als Grabanlage für
das Dorf Leutra. Heute dehnt er sich über eine Fläche von nicht einmal 2 Hektar aus. Einst - besser
über sieben Jahrhunderte erstreckte er sich von der Wagnergasse bis über den Heinrichsberg. 1594
wurde bei einer Einfriedung zahlreiche Grabsteine vermauert. Seit dem Jahr 1947 gibt es Begräbnisse mehr.
Seit dem ist er zu einem Friedhofspark geworden. Seine alten Bäume und die von Efeu überwucherten
Grabstätten sind zu einem Ort der Ruhe und Besinnung fast im Zentrum von Jena geworden.
Wenn Sie sich für die Persönlichkeiten interessieren, die in Jena wirkten und arbeiten, dann sind Sie
hier genau richtig.
Sie finden auf dem Historischen Friedhof zahlreiche Namen, die auf meiner Webseite erwähnt werden.
Vom Eingang führt der Weg nach Norden. Dort entdecken Sie das Grab des Botanikers Friedrich Sigismund Voigt
(1781 - 1850), den Goethe zum Direktor des Botanischen Garten ernannte. Nicht weit entfernt steht
ein schwarzer Obelisk des Bildhauers Otto Späte, der zur Grabstätte von Carl Zeiß gehört
und anlä,ßlich seines 90. Todestages durch die Carl-Zeiss-Stiftung errichtet wurde.
Auf dem Historischen Friedhof im Westteil erhebt sich das Grabmal von Volkmar Stoy (1815 - 1885),
ebenso das von Caroline Wohlzogen (1763 - 1847), einer Schwägerin Schillers. Auch das Grab von
Karl Ludwig von Knebel (1744 - 1834) ist hier zu finden, wie auch das vom Theologen Johann Jacob
Griesbach (1745&nbp;- 1812). Das Grab von Johanna Schopenhauer (1766 - 1838) finden Sie
südwestlich des Gärtnerhauses.
Weitere Gräber sind die vom Verleger Karl Friedrich Ernst Frommann (1765 - 1837), der beiden
Brüder und Fechtmeister Wilhelm Kreußler (1597 - 1673) und seine zwei Söhne.
Wenn Sie sich weitere Grabmäler anschauen, werden Sie noch die eine oder andere berühmte
Persönlichkeit entdecken.